Dialog zwischen Rose und Brennessel zum Schöpfungsgottesdienst

22.09.2013, Elsbeth Krauß (E) als Rose und Matthias Törner (M) als Brennessel
Text: Matthias Törner

M:    Hallo Elsbeth!

E:    Hallo Matthias!

M:    Elsbeth, in der letzten Sitzung vom Umweltteam hat uns Florentine doch gebeten, dass wir uns ein Anspiel für den Gottesdienst zum Autofreien Sonntag überlegen. Kannst du dich erinnern?

E:    Ja klar, Matthias! Wir beide hatten uns über die Idee unterhalten, dass ich als Rose und du als Brennnessel einen Dialog führen – und schon durften wir die Aufgabe übernehmen. Aber ich freu’ mich schon darauf.

M:    Das ist ja eine tolle Rollenverteilung. Du als die schöne Rose, die jeder wegen ihres Duftes und ihrer schönen Blüte verehrt, und ich als nesselndes Unkraut, dem jeder aus dem Weg geht. Vielen Dank!

E:    Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt! Rose und Brennnessel haben sogar einiges gemeinsam.

M:    Ach so! Man kann uns beide an der nächsten Ecke im Blumenladen als schönes Sträußchen kaufen. Meiner Frau bringe ich das nächste Mal drei langstielige Brennnesseln mit etwas Rosenbeiwerk drum rum mit nach Hause. Das gibt eine Freude!

E:    Mal ganz ohne Ironie: Natürlich ist die Rose sehr beliebt. Sie sieht schön aus, duftet, wird gerne als Blumenschmuck verschenkt und bringt jedem Hobbygärtner in seinem Garten viel Freude. Und, da wir ja in der Kirche sind: Die goldene Rose ist ein Christussymbol - die goldene Farbe steht für die Auferstehung Jesu Christi und die Dornen für seine Passion.

M:    Richtig! Ich mag Rosen auch sehr gerne. Übrigens hat die Rose ihre Dornen nur sprichwörtlich, eigentlich hat sie Stacheln, aber die pieksen auch ordentlich. Da haben wir übrigens eine große Gemeinsamkeit zwischen dir als Rose und mir als Brennnessel. Wir schützen uns beide, in dem wir allen, die uns Schaden zufügen wollen, Schmerzen bereiten. Du mit deinen Stacheln und ich mit meinen Nesseln.

E:    Stacheln hin, Dornen her, trotzdem werde ich ständig aufgezogen und wieder abgeschnitten, um in den verschiedensten Blumenvasen als verwelkender Schmuck zu enden.

M:    Da endest du hübscher als ich. Ich werde nur weggemäht und kompostiert. Sogar die Botaniker haben mir einen abfälligen Namen verpasst, weil ich besonders gut dort wachse, wo Kühe reichlich ihre Fladen hinterlassen haben, und nennen mich „Gülle-Hülle“. Reizend, was?

E:    Und trotzdem bist gerade du etwas ganz besonderes!

M:    Ich als Brennnessel? Dein Ernst? Schieß los!

E:    Du bist eine einzigartige Schmetterlingsweide! Ohne dich würden manche Schmetterlingsarten aussterben, weil sie auf dich als Futterpflanze angewiesen sind. Der Admiral, das Tagpfauenauge oder der kleine Fuchs und einige andere Schmetterlingsarten besuchen nur dich. Ich sehe die immer nur vorbeifliegen.

M:    Was du alles über mich weißt! Dafür kann ich dir noch so einiges über dich erzählen: Hast du gewusst, dass pro Jahr fast eine Milliarde Rosen nach Deutschland importiert werden und dass davon zwei Drittel aus den Niederlanden kommen?

Ja, da staunst du! Dass du als Rosenöl in wohl duftenden Parfums, Seifen und anderen Kosmetikprodukten landest, weißt du sicher. Aber hast du auch gewusst, dass du als Rosenwasser, das bei der Herstellung von Rosenöl übrigbleibt, in Marzipan und Lebkuchen landest?

E:    Du begeisterst mich. Aber von dir gibt es auch noch Interessantes zu berichten: Dass Brennnesseln als Salat oder Spinat gegessen werden können, ist ja nichts Neues. Aber du enthältst nicht nur viele Mineralstoffe, sondern viele Vitamine - siebenmal mehr, als eine Orange – und mehr Eiweiß, als Sojabohnen.

M:    Das ist in der Tat beeindruckend. Aber sag mal, Elsbeth, was hatte das jetzt noch mal mit dem autofreien Sonntag zu tun?

E:    Ach weißt du, Matthias. Das kann sicher niemand so schön erklären, wie Florentine.