© Schwäbische Post 06.07.2015

Für die beiden Bau-Projekte hatte Alfons Angstenberger (r.) von der VR-Bank Aalen jeweils einen 500-Euro-Scheck dabei. Darüber freuten sich (v. l.) Pfarrerin Florentine Arshadi, Pfarrerin Ursula Richter, Thomas Wolter (evangelischer Kirchengemeinderat) Jutta Schaff (Laienvorsitzende St. Stephanusgemeinde) und Pfarrer Harald Golla.

1900 Enten auf dem Fluss

Erfolgreiche Benefizaktion für die beiden Wasseralfinger Kirchengemeiden

 

1900 Enten schwimmen auf dem Kocher. Für den guten Zweck. Knapp ein Stunde brauchen sie für die Strecke vom Parkplatz bei SHW zum Alten Kirchle. Dann steht fest. Alle sind Gewinner. Die beiden Kirchengemeinden, die sich über den Geldsegen freuen. Die Teilnehmer, die Preise gewinnen.

 

Ulrike Schneider

 

Aalen-Wasseralfingen. Auf der Kocherbrücke beim Alten Kirche drängen sich die Menschen. Sie alle warten auf die Entlein. Die schwimmen nun sein gut einer halben Stunde auf dem Kocher. Das Entenrennen ist eine Benefizaktion, bei dem die Round-Tabler ihre Plastik-Tierchen zur Verfügung gestellt haben. Profitieren sollen die evangelische Kirchengemeinden Wasseralfingen, die ein neues Kirchenzentrum plant. Und die katholische Kirchengemeinde St. Stephanus, die das Alte Kirchle, ohne Subvention der Diözese sanieren muss.

Da freuen sich die Pfarrerinnen Ursula Richter und Florentine Arshadi, Pfarrer Harald Golla und Vertreter der Kirchengemeinderäte, Thomas Wolter und Jutta Schaff, über die erfolgreiche Aktion. Als Anschubfinanzierung bringt zudem der Wasseralfinger VR-Bank-Geschäftsstellenleiter Alfons Angstenberger jeweils eine Spende in Höhe von 500 Euro mit.

Und auch die Käufer von Teilnehmerkarten beim Entenrennen dürfen sich über diverse Preise wie einen Rundflug oder ein i-Pad-Mini freuen,

Gewonnen haben: 1. Preis: Brigitte Rieger, Wasseralfingen; 2. Preis: Maurice Bolsinger, Wasseralfingen; 3. Preis: Anne Ernst, Wasseralfingen; 4. Preis: Melanie Biffart, Westhausen; 5. Preis: Andrea Bauer, Wasseralfingen.

 

© Schwäbische Post 13.04.2015

Die VR-Bank Aalen unterstützt in Kooperation mit der SchwäPo regionale Vereine und Institutionen beim Crowdfunding. Davon profitiert haben bereits der Liederkranz Hüttlingen und der Krankenpflegeverein Wasseralfingen-Hüttlingen. Im Bild: vorne, v.l.: Verena Mischo (VR-Bank), Petra Brenner (Liederkranz Hüttlingen), Ralf Weiher (Krankenpflegeverein Wasseralfingen), Hans-Peter Weber (VR-Bank), Wolfgang Grandjean (SchwäPo). Hinten v.l.: Wolfgang Erhardt (Liederkranz Hüttlingen), Lars Reckermann (SchwäPo) und Johannes Schenck (VR-Bank). (Foto: hag)

Übers Netz Spenden sammeln

 

VR-Bank Aalen unterstützt in Kooperation mit der SchwäPo Vereine beim Crowdfunding

 

Viele schaffen mehr. Unter diesem Titel steht ein Finanzierungsprojekt der VR-Bank Aalen in Kooperation mit der SchwäPo. Bei diesem können Vereine und Organisationen Spenden übers Internet sammeln. Diese Benefizaktion nutzt jetzt der Wasseralfinger Krankenpflegeverein. Er möchte damit Ersthelferkurse finanzieren.

 

Ulrike Schneider

 

Aalen. Die Idee ist nicht neu. Seit geraumer Zeit sammeln Menschen über das Internet Spenden. Auf Neudeutsch: Crowdfunding – crowd für Menschenmenge, funding für Finanzierung. Aus dieser Idee haben jetzt auch die Volks- und Raiffeisenbanken ein Projekt gemacht: Viele schaffen mehr.

Da sind auch die Aalener Genossenschaftsbank und die SchwäPo mit im Boot. Die VR-Bank Aalen bietet in Kooperation mit dieser Zeitung die Internetplattform für die Vereine und Organisationen, die Spenden benötigen.

Ein solcher Verein in Aalen ist der evangelische Krankenpflegeverein der Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen. Dessen Ziel ist es, Ersthelfer auszubilden. „Im Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen erste Hilfe geleistet werden muss“, sagt Ralf Weiher, Vorsitzender des evangelischen Fördervereins für Krankenpflege und Diakonie, wie der Verein der evangelischen Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen offiziell heißt. Weiher nennt als Beispiel die Vesperkirche. Dort habe es beim Abschlussgottesdienst sogar einen Vorfall gegeben, bei dem ein Arzt habe aktiv werden müssen. Prinzipiell wolle jeder helfen. Wenn es aber darauf ankomme, seien viele unsicher, wollten nichts falsch machen und der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon viel zu lange her. „Da sei es gut, wenn man weiß, da ist jemand, der helfen kann“, sagt Weiher.

Immer wieder sei das Vorhaben angesprochen worden. Doch es fehlten bislang die nötigen finanziellen Mittel, um Ersthelfer auszubilden, die bei den diversen kirchlichen Veranstaltungen für Sicherheit sorgen könnten – nicht nur bei der Vesperkirche.

Die Frage nach der Finanzierung trieb also den engagierten Vorsitzenden um. Denn mit 110 Vereinsmitgliedern könne man das Vorhaben finanziell nicht stemmen.. Dann kamen zwei Dinge zusammen. Weiher suchte nach Sponsoren. Und die VR-Bank Aalen, bei der der Vereinsvorsitzende arbeitet, hatte das Crowdfunding-Projekt am Start. „Da habe ich offene Türen eingerannt“, sagt Ralf Weiher. Bei der Kirche mit der Idee, bei der Bank als Ideengeber für ein Pilotprojekt.

Mittlerweile ist das Crowdfunding-Projekt gestartet. Vier Phasen sind zu durchlaufen, so Weiher. Die Vorbereitungsphase; in der hat der Vereinsvorsitzende seine Idee erklärt; hat das Projekt und den Verein beschrieben, Bilder und Videos beschafft und auf der Internetseite, der Plattform der VR-Bank, eingestellt. In Phase zwei geht es darum, Fans für das Projekt zu finden. Deren Zahl ist abhängig davon, wie viel gespendet werden soll.

„Die Finanzierungsphase ist spannend“, sagt Weiher. In 90 Tagen – nicht wie bei Jules Verne um die Welt – sondern von Null auf 2000 Euro. Das braucht der evangelische Krankenpflegeverein, um schließlich in die Realisierungsphase einsteigen zu können. Dabei sollen im Mai – in neun Stunden – 40 Ersthelferinnen und Ersthelfer beim DRK in Aalen ausgebildet werden. Und weil Vorsitzender Weiher mit je 50 Euro Kosten pro Teilnehmer rechnet, hat er auch das Spendenlimit auf 2000 Euro fixiert. An denen beteiligt sich auch die VR-Bank Aalen. Mit fünf Euro je Spende. Das Geld darf der Verein – wie andere Vereine auch – am Ende auf jeden Fall behalten; denn wird das Ziel nicht erreicht, erhalten die einzelnen Geldgeber ihren Einsatz zurück.

Ein Benefizprojekt, das bereits erfolgreich über die Bühne gegangen ist, ist der Spendenmarathon für das Kindermusical des Liederkranzes Hüttlingen. Auch hier waren 2000 Euro das Ziel. Die Aufführung von „Ratzeputz“ – Die etwas andere Geschichte des Rattenfängers von Hameln“ hat das Publikum begeistert.

 

Die Aktion des Krankenpflegevereins Wasseralfingen-Hüttlingen dauert noch bis 30. April.

Spenden dafür kann man im Internet unter

www.vrbank-aalen.viele-schaffen-mehr.de/ersthelfer

 

© Schwäbische Post 11.02.2015

Inge Lenz (links) und das Basar-Team ordnen die Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen und Gürtel, die während der Vesperkirche im Magda-Eckle verkauft werden. (Foto: jhs)

Schnäppchen beim Kleiderbasar


Im Magda-Eckle gibt es noch bis 19. Februar während der Vesperkirchenzeit Secondhandware

 

Er hat Tradition: der Kleiderbasar während der Vesperkirche. Noch bis Donnerstag, 19. Februar, werden im Magda-Eckle neben der Wasseralfinger Magdalenenkirche gut erhaltene Kleider für einen geringen Preis verkauft.

 

Ulrike Schneider

 

Aalen-Wasseralfingen. „Das Angebot ist enorm“, sagt Inge Lenz und freut sich über die vielen Kleider, Schuhe, Taschen oder Gürtel aus zweiter Hand. Die sind in den vergangenen Tagen im Magda-Eckle abgegeben worden. Gemeinsam ordnet und sortiert das Basar-Team vom ökumenischen Frauenfrühstück mit Inge Lenz, Dr. Christine Kohls, Erika Rathgeb, Sigrid Wohlfahrt und Eveline Streicher die Ware nach Größe und Art. Die Kleider werden auf Bügel gehängt oder zusammengelegt, Schuhe gruppiert, Taschen und Gürtel geordnet.

Die Kunden für die Schnäppchen kommen häufig direkt von der Vesperkirche gegenüber. Die Preise sind niedrig. „So dass jeder – ganz nach dem eigenen Geldbeutel – etwas finden kann“, sagt Ursula Richter. Die Pfarrerin betont, dass der Erlös aus dem Basar auch der Vesperkirche zukommt. „Wir sind auf Spenden angewiesen.“ Denn auch die 19. Auflage der Vesperkirche, die noch bis 1. März dauert, wird nicht aus Kirchensteuern finanziert.

 

Kleiderbasar noch bis Donnerstag, 19. Februar, täglich von 11.30 bis 14. 30 Uhr, Magda-Eckle;

Spenden für die Vesperkirche ev. Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen, Konto-Nr. 382 700 007 VR-Bank Aalen, BLZ 614 901 50.

© Schwäbische Post 06.02.2015

Das Bild zeigt (v.l.): Dekan a.D. Erich Haller, Pfarrerin Ursula Richter, Prof. Rainer Isenmann, Corinna Pavel, Renate Schilling und Prof. Heinz Schilling. (Text: aki/Foto: jhs)

Rotary-Club Ellwangen spendet

 

Prof. Dr. Rainer Isenmann vom Rotary-Club Ellwangen hat am Freitag 1000 Euro der Wasseralfinger Vesperkirche überreicht. Es gehört zur Tradition des Seviceclubs die Vesperkirche zu unterstützen. Für die erneute Zuwendung dankte auch Pfarrerin Ursula Richter. „Das Geld ist gut angelegt“, versicherte sie. Alt-Dekan und Rotarier Erich Haller betonte, dass die Vesperkirche ein wichtiges Glied im sozialen Netzwerk der Stadt Aalen sei. Sie sei ein Ort, wo Menschen unabhängig von Einkommen, Bildung und Wohnung zusammenkämen.

© Schwäbische Post 06.02.2015 22:43:25

© Aalener Nachrichten 05.02.2015

Im Bereich in Richtung Julius-Schallstraße (links im Bild) könnte das neue Evangelische Gemeindezentrum entstehen. In der Bildmitte das alte Pfarrhaus („Magda-Eckle“,) rechts die Magdalenenkirche. Foto: Markus Lehmann

Kirchengemeinde plant neues Zentrum

Für 2,8 Millionen Euro soll im Bereich der ehemaligen „Eisenschmelz“ der „Himmel das Erz treffen“

 

Aalen-Wasseralfingen sz Seine Majestät König Wilhelm I. von Württemberg ist persönlich dabei gewesen, als die evangelische Kirche in Wasseralfingen am 17. September 1894 eingeweiht worden ist. Die aufstrebende protestantische Kirchengemeinde hatte ihr Zentrum gefunden. Gut 120 Jahre später plant die evangelische Kirchengemeinde nun einen weiteren „Meilenstein“ – ein neues Gemeindezentrum auf dem Areal hinter der Magdalenenkirche und dem Alten Pfarrhaus zwischen der Karl- und der Wilhelmstraße mit Kindergarten, Küche, Gemeindesaal, Pfarramt und Pfarrhaus, Gemeindeplatz und weiteren Räumen, Kostenpunkt geschätzte 2,8 Millionen Euro.

 

Dafür muss sich die evangelische Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen aber von ihren alten Gebäuden trennen. Das rund 50 Jahre alte Gemeindehaus in der Bismarckstraße beispielsweise wird wohl abgerissen.

 

Die Lage für die Kirchengemeinde ist ernst, aber nicht hoffnungslos: Die Zahl der Kirchenaustritte setzt sich fort, Geld ist nicht gerade üppig vorhanden und die insgesamt sieben Gebäude kosten eine Menge an Unterhalt und Energie. Zudem macht sich der demographische Wandel auch in den beiden Kindergärten „Arche Noah“ und „Regenbogen“ bemerkbar. Im Mai 2012 gab es im Kirchengemeinderat einen Grundsatzbeschluss, jetzt am Infoabend wurde es nochmals konkreter.

 

Viele Kirchenaustritte

 

Die Situation erklärte nochmals Pfarrerin Ursula Richter: Es gab im vergangenen Jahr wieder viele Kirchenaustritte und die Gebäude kann man auf Dauer und auf diesem Niveau nicht mehr halten. Geplant ist nun folgendes: Die Kindergärten werden aufgegeben, das Grundstück Bismarckstraße mit dem Gemeindehaus, dem Pfarramt- und Pfarrhaus und dem „Regenbogen“-Kindergarten verkauft. An der „Urzelle“ und der „Wurzel“ soll das neue Gemeindezentrum entstehen, auf dem heutigen Parkplatz und im Bereich der ehemaligen, abgerissenen Karlschule.

 

„Eisenschmelz“ nannte man damals dieses Gebiet unweit der abgerissenen ehemaligen „Laboranten-Gebäude“. Industriell geprägt sei dieses Gebiet, bemerkte Richter, „zugegeben am Rand“. Doch das sehe sich nicht als Makel, im Gegenteil. Hier könne sehr wohl ein „Profil und Zeichen am Rand“ entstehen, im diakonischen Sinne sich „den Menschen zuwendend“, die Kirche mittendrin. Die Pfarrerin hatte auch gleich einen Arbeitstitel für das gewaltige Projekt mitgebracht – „Himmel trifft Erz“. Angesichts der Historie des Areals und der Wasseralfinger Bergbau- und Eisengeschichte kann sie sich auch das neue Zentrum entsprechend vorstellen, etwa mit einer Fassade, die die für Wasseralfingen typischen „Dopfersteine“ aufnimmt.

 

Diakon Jörg Dolmetsch griff danach nochmals die Situation auf: „Wir leben von der Substanz der Gebäude und können diese Substanz aber auf Dauer nicht erhalten.“ Nun sehe man aber Land, man steuere darauf zu, allerdings gebe es noch einige Klippen zu umschiffen. Allein die Komplett-sanierung für das Gemeindehaus würde gut eine Million Euro kosten. Aber damit nicht genug. Die Kostenschätzungen für die weiteren Sanierungen: Magda-Eckle (das alte Pfarrhaus) 500 000, Pfarrhaus/Pfarramt (Bismarckstraße) 200 000, Kindergarten „Regenbogen“ 600 000, Kindergarten „Arche Noah“ (Philipp-Funk-Straße) 360 000 Euro.

 

Der aus Wasseralfingen stammende Architekt Bernd Liebel stellte eine Machbarkeitsstudie für das Areal und das neue Gemeindezentrum vor, er hatte zwei Grundvarianten erarbeitet und dabei auf das Spannungsfeld verwiesen: Der Raum ist begrenzt, für die drei Kindergartengruppen sei ein Gartenbereich wichtig, ein Gemeindeplatz soll Bindeglied werden, das Gemeindezentrum dürfe nicht zu sehr die Blickachse auf die Magdalenenkirche stören, die Kirche soll freigestellt und „als Gebäude erlebbar bleiben“. Dies könne durchaus auch mit einem mehrgeschossigen Bau gelingen. Das neue Gemeindezentrum mit Kindergarten, Küche, Versammlungssaal, Pfarrwohnung, Pfarrbüro und weiteren Räumen soll teilweise multifunktional nutzbar sein. Die Kostenrechnung für das 2,8-Millionen-Vorhaben sieht bislang so aus: 600 000 Euro Erlös durch den Grundstückverkauf, 70-prozentiger städtischer Zuschuss für den Kindergarten-Bau (rund 900 000 Euro), 426 000 Euro aus dem Ausgleichsstock der Landeskirche, 133 000 Euro Zuschuss vom Kirchenbezirk Aalen, dazu Rücklagen (154 000 Euro) der evangelischen Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen, Baurücklagen, Energierücklagen, freie und Haushaltsmittel. Am Ende „klafft“ ein Loch von rund 294 000 Euro in der Finanzierung. Diese Summe aufzubringen, sei aber angesichts der gewaltigen Gesamtsumme durchaus „überschaubar“, sagt Richter.

 

© Schwäbische Post 05.02.2015

So soll künftig das Areal rund um die Magdalenenkirche aussehen. Rechts der viergeschossige Neubau. (Grafik: Liebel)

Ja zum neuen Gemeindezentrum

 

Bei der Magdalenenkirche in Wasseralfingen planen die Protestanten ein viergeschossiges Bauwerk

 

In Wasseralfingen entsteht ein neues evangelisches Gemeindezentrum mit einer dreigruppigen Kita bei der Magdalenenkirche. Dafür werden die Kindergärten Regenbogen und Arche Noah, das Pfarrhaus und das Gemeindehaus verkauft. Das Immoblienkonzept findet breite Zustimmung. Das hat jetzt der Infoabend gezeigt.

 

Ulrike Schneider

 

Aalen-Wasseralfingen. Die erste Idee für ein neues Immobilienkonzept der Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen stammt aus dem Jahr 2012. Daran hat Pfarrerin Ursula Richter am Mittwochabend die knapp 100 Gäste im evangelischen Gemeindehaus an der Bismarckstraße erinnert. Bereits damals hatten die Verantwortlichen einen Neubau favorisiert; im Gegenzug sollten einige der Immobilien der Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen verkauft werden, um die Gesamtgemeinde für die Zukunft optimal aufzustellen.

„Wir haben seither viel diskutiert, waren kreativ und haben uns auch auf Traditionen besonnen“, sagt die geschäftsführende Pfarrerin mit Blick auf die seitherige Arbeit des Kirchengemeinderats und des Bauausschusses. Zunächst hat das Gremium eine eingeschossige Variante auf dem Areal bei der Magdalenenkirche und dem alten Pfarrhaus diskutiert. „Da wäre der Kindergarten als langer, schmaler Baukörper entlang der Karlsstraße erstellt worden“, erklärt die Theologin. Diese Option sei vor allem an den Kosten und dem großen Flächenverbrauch gescheitert.

In der Folge hat sich in einer so genannten Machbarkeitsstudie ein mehrgeschossiges Bauwerk herauskristallisiert. Bei der kommt auch die Tradition ins Spiel. „Das neue Gemeindezentrum mit Kindergarten soll an der Stelle errichtet werden, wo die einstige Karlschule stand“, sagt Ursula Richter. Architekt Bernd Liebel – mit der Machbarkeitsstudie beauftragt – zeigt in einer Power-Point-Präsentation, wie sich diese Variante optisch in das Gesamt-Ensemble mit Magda-Eckle und Kirche einfügt. Direkt an der Ecke Julius-Schall- und Karlstraße gelegen, verfüge der kompakte Baukörper eine architektonisch eigenständige Struktur, lasse aber den Blick auf den Chor der Kirche und auf den Kirchplatz frei.

Im Erdgeschoss ist ein Gemeindesaal, der auch als Multifunktionsraum dienen kann, geplant. Im ersten und zweiten Obergeschoss ist die dreigruppige Kindertagesstätte untergebracht. Das Dachgeschoss beherbergt die Pfarrwohnung. Das Konzept sieht zudem vor, dass im alten Pfarrhaus im Erdgeschoss Räume für die Verwaltung und im ersten Obergeschoss Gruppenräume entstehen sollen.

Um das neue Konzept zu finanzieren, trennt sich die Gesamtgemeinde von vier ihrer sieben Immobilien. Es werden das Gemeindehaus, das Pfarrhaus sowie das Verwaltungsgebäude mit dem Kindergarten Regenbogen ebenso verkauft wie der Gebäudeteil am Schäle, wo – neben der Lebenshilfe – der Kindergarten Arche Noah untergebracht ist. „Unangetastet bleiben die Versöhnungskirche in Hüttlingen, die Magdalenenkirche und das alte Pfarrhaus“, stellt Ursula Richter fest. Die Pfarrerin freut sich, dass im Form des neuen, dreiteiligen Ensembles ein zentraler Standort realisiert wird, „wo Kirche erlebbar wird und ein Ort der Identifikation entsteht“.

Was dieser neue Ort der Identifikation kostet und wie er finanziert werden kann, ist dann Thema von Katja Eberhard. Die Kirchenpflegerin erläutert die 2,8 Millionen Euro Baukosten; 1,3 Millionen für den dreigruppigen Kindergarten, eine Million Euro für die Gemeinderäume und 500 000 Euro fürs alte Pfarrhaus. Mit dem Verkauf der Immobilien (etwa 600 000 Euro) und diversen Zuschüssen, etwa von Stadt und Landeskirche bleibe der Gemeinde am Ende rund 300 000 Euro, die über Spenden und Aktionen zu finanzieren seien. Dem stellt Katja Eberhard gegenüber, dass die nötige Renovierung der verschiedenen Gebäude mindestens 2,5 Millionen Euro koste.

Falls es Kritiker gegeben haben sollte, in der anschließenden Diskussion zeigt sich die Mehrheit mit einem neuen Gemeindezentrum einverstanden. Es gibt zwar Fragen, etwa wie die Anbindung der Kita an den Garten sei, die konnten Architekt Liebel, Sozialbürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher und Pfarrerin Richter befriedigend beantworten.

Jetzt stellt die Gemeinde beim Oberkirchenrat einen Förderantrag auf den Ausgleichsstock, um die Finanzierung abzuklopfen. Zudem werde alles für eine Bauvoranfrage bei der Stadt vorbereitet. Erst dann komme man in den Bereich des Konkreten. Noch sei man in der Phase einer Studie, betont Kirchengemeinderat Jörg Dolmetsch abschließend.

 

KOMMENTAR • Kirchliches Immobilienkonzept

 

Abschied von geldfressenden Gebäuden

 

Die Botschaft ist klar: Die evangelische Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen wird sich in den nächsten Jahren von Gebäuden verabschieden und sich konzentrieren; in Hüttlingen auf die Versöhnungkirche, in Wasseralfingen auf das Areal der Magdalenenkirche. Das ist gut so. Ebenso gut ist, dass die Kirchengemeinde die Vision und den Beschluss dazu mitträgt. Dazu gehört freilich Mut. Mut, alte Zöpfe abzuschneiden und sich auf einen neuen Weg einzulassen. Doch Kirche braucht Strukturen und Freiräume, um ihren festen Platz in unserer Gesellschaft zu behaupten. Die Beschäftigung mit geldfressenden Immobilien gehört sicher nicht dazu. Ulrike Schneider

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© Schwäbische Post 01.02.2015

Die Vesperkirche in der Magdalenenkirche in Wasseralfingen läuft. (Foto: jan)

150 Ehrenamtliche tischen auf

 

In Wasseralfingen startete am Sonntag die Vesperkirche

 

Rappelvoll ist die evangelische Magdalenenkirche in Wasseralfingen am Sonntagvormittag. Viele Vertreter örtlicher Vereine und Institutionen, von Schulen und Politik sind da und symbolisierten so die große Anerkennung, die die Vesperkirche genießt.

 

Anja Jantschik

 

Aalen-Wasseralfingen. „Messer, Gabel, Heimat, Licht“ – dies ist das Motto der 19. Vesperkirche, die mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet wurde. Pfarrerin Ursula Richter und Pfarrer Harald Golla gingen in ihren Kurzpredigten darauf ein, dass es wichtig ist, sich gemeinsam an den Tisch zu setzen und Gespräche zu führen. Golla erinnerte an das fünfte Kapitel im Galaterbrief: „Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“

Pfarrerin Richter erläuterte den Sinn der Vesperkirche: „Sie ist ein bescheidenes, aber lebendiges Leuchtzeichen.“ Alle seien willkommen, könnten ankommen und würden aufgenommen. Egal, welchen Alters oder welcher Religion sie angehören. In der Vesperkirche soll fühlbar sein „das wir zusammengehören“. Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter griff das Wort „Heimat“ in seinem Grußwort auf. Vor 70 Jahren sei Wasseralfingen eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge gewesen, erinnerte er. Er forderte dazu auf, „einen kurzen Schritt auf alle Menschen zuzugehen und für sie das Gefühl der Heimat zu schaffen“.

OB Thilo Rentschler beschrieb die 150 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vesperkirche als „großartiges Team“. Die Vesperkirche sei „Zeichen der Solidarität und gelebte Gemeinschaft“. Er übergab einen 1500-Euro-Scheck namens der Stadt Aalen.

„Wir brauchen das Miteinander“, warb Landrat Klaus Pavel dafür, die aktuell 2000 Flüchtlinge im Ostalbkreis und die weiteren 1000, die bald in Ellwangen ankommen, gut aufzunehmen. „Es muss uns gelingen“, warb er für eine „aktive Willkommenskultur“ und sieht dabei die Vesperkirche als Vorbild.

Schuldekan Dr. Harry Jungbauer beschrieb den engen Schulterschluss zwischen Schulen und Kirchen.

Die Chöre der evangelischen und katholischen Kirche sangen und auch der singende Nachwuchs der Kinderkirche. Schließlich wurde das symbolische Brot angeschnitten und verteilt. Ein Vorgeschmack auf den Jägerbraten, den es im Anschluss gab.

© Aalener Nachrichten 01.02.2015

Am Sonntag sind die ersten Essen in der Wasseralfinger Vesperkirche serviert worden – Jägerbraten mit Spätzle und Gemüse. Dreimal pro Woche gibt es aber künftig in der Magdalenenkirche Gerichte ohne Schweinefleisch. (Foto Markus Lehmann)

Vesperkirche ist ein Vorbild

Aalen-Wasseralfingen sz Seit Sonntagmorgen sind die Kirchentüren der Magdalenenkirche wieder vier Wochen lang für das gemeinsame Essen, Andachten und Begegnungen für alle Menschen geöffnet. Rund 150 Ehrenamtliche werden bis 1. März dafür sorgen, dass sich die Besucher bei der Vesperkirche geborgen, bedient, gehört und „heimelig“ fühlen – und vielleicht ein Licht in einer schweren Zeit sehen.

 

Mit ihrer Predigt machte Pfarrerin Ursula Richter beim ökumenischen Eröffnungsgottesdienst Mut, in dunkler Zeit nicht zu verzweifeln. So seien noch nie so viele Menschen auf der Flucht gewesen vor Krieg und Gewalt, viele Menschen stünden am Rand und könnten nicht in der Mitte ankommen.

 

Pfarrer Harald Golla hatte mit dem Ende der Bibelwoche die Intention Paulus’ unterstrichen, Mut zur Freiheit zu haben mit der Ermutigung, Freiheit auszuhalten. Golla erinnerte daran, dass manche Menschen nicht mit der Freiheit zurechtkommen. Dies könne auch in Fundamentalismus und Extremismus münden.

 

Vertreter von Vereinen, Verbänden und der Politik waren beim Auftakt der Vesperkirche dabei. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter beispielsweise zollte einen „Riesenrespekt“ an die Mitwirkenden und Ehrenamtlichen – „19 Jahre Vesperkirche, das ist eine ganz besondere Verpflichtung.“ Kiesewetter zitierte den Philosophen Karl Jaspers: „Heimat ist da, wo ich verstanden werde und wo ich selbst verstehe.“ Vor 70 Jahren, so Kiesewetter weiter, seien gerade in Wasseralfingen viele Flüchtlinge und Vertriebene angekommen, die hier im Ostalbkreis eine neue Heimat gefunden hätten.

 

Für Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler ist die Vesperkirche mit ihrem „tollen Team“ ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität und des bürgerschaftlichen Engagements, über das man weit über die Stadtgrenzen hinaus spricht. Rentschler hatte den Spendenzuschuss für die Vesperkirche von Stadtverwaltung und Gemeinderat auf 1500 Euro aufgestockt. Landrat Klaus Pavel rief dazu auf, bei der Flüchtlingsunterkunft in Ellwangen eine Willkommenskultur auf die Beine zu stellen – „das muss gelingen“, das sei auch nicht allzu schwierig. Die Vesperkirche nannte er „ein Vorbild in dieser Gesellschaft“ in einem Landkreis, dessen „Markenzeichen“ ehrenamtliches Engagement sei.

 

© Aalener Nachrichten 28.01.2015

Am Sonntag, 1. Februar, startet um 10 Uhr in der Magdalenenkirche die 19. Vesperkirche. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Messer, Gabel, Heimat, Licht“. In den vergangenen Jahren wurden an manchen Tagen fast 300 Essen serviert. (Foto

Licht gegen die Ausgrenzung

Am Sonntag startet die 19. Vesperkirche – Einladung an Vertriebene und Flüchtlinge

 

Aalen-Wasseralfingen sz Im vergangenen Jahr hat das „Kind“ ziemlich vieler Eltern seine Volljährigkeit gefeiert, im ersten Jahr nach dem 18. Geburtstag startet am kommenden Sonntag nun die 19. Wasseralfinger Vesperkirche. Vier Wochen lang wird das Kirchenschiff wieder zur gemeinsamen Tafel für alle Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und Lebenssituation und die Magdalenenkirche wird Ort der Gemeinsamkeit, des Gesprächs, der Andacht, Begegnung, Geborgenheit und Freude in der Gemeinschaft.

 

Die evangelische Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen hatte die erste Vesperkirche überhaupt in Ostwürttemberg gegründet, der Besuch ist seit Jahren stetig gestiegen. 250 bis 300 Menschen waren in den vergangenen Jahren pro Tag gekommen. Die diesjährige Vesperkirche steht unter dem Titel „Messer, Gabel, Heimat, Licht“.

 

Aus dem Rand herauskommen

 

Menschen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund kommen in der Kirche zusammen. Das ist für Pfarrerin Ursula Richter der Geist, den die Vesperkirche ausmacht. Leider sei es so, dass Randgruppen immer schwieriger „aus ihrem Rand“ herauskommen, erklärt sie. In diesem Jahr sollen – ganz aktuell – auch Flüchtlinge und Kriegsvertriebene im Mittelpunkt stehen. Das Licht im Titel sieht Richter auch als Symbol – um mit dem Licht, also dem Guten, ein Klima der Ausgrenzung zu bekämpfen.

 

An drei Tagen (Montag, Mittwoch und Freitag), erklärt Ute Küstner vom Organisationsteam, wird es schweinefleischloses Essen geben. Um auch die Menschen am gemeinsamen Mahl teilhaben zu lassen, deren Religion den Verzehr von Schwein verbietet.

 

Rund 140 Ehrenamtliche helfen mit bei der aufwendigen Organisa-tion, mit dabei ist seit vielen Jahren auch wieder die Karl-Kessler-Schule. Stellvertretend für die Realschulklasse 8b waren am Mittwoch die Schülerinnen Tanja und Alissa beim Pressegespräch dabei – zusammen mit ihrem Lehrer Gerhard Dorn. Die Schüler werden nicht nur beim Essen, Kaffee und Kuchen Verteilen dabei sein, die Bläserklasse wird auch freitags die Vesperkirche mitgestalten. Für Diakon Jörg Dolmetsch ist das Engagement der Wasseralfinger Realschule eine „Win-Win-Situation auch für das Mitarbeiterteam“. Der Einsatz der Schüler ist Teil des Schulprojekts „Soziales Engagement“. Mehrere weitere Aktionen flankieren auch die 19. Ausgabe der Vesperkirche: So kommt am 2. und 23. Februar der Friseur, dienstags ist diakonische Beratung, mittwochs Bluthochdruck- und Blutzuckermessung, es gibt einen Jugend- und einen Familiengottesdienst und auch wieder den Kleiderbasar. Los geht die 19. Vesperkirche mit dem Eröffnungsgottesdienst in der Magdalenenkirche um 10 Uhr.

© Schwäbische Post 28.01.2015

Essen zwischen den Bänken – vor dem Altar – unter der Kanzel– alle Jahre wieder – seit 18 Jahren: Das ist Wasseralfinger Vesperkirche. (Foto: Archiv / opo)

Messer, Gabel, Heimat, Licht in der Kirche

 

Wasseralfinger Vesperkirche startet am Sonntag, 1. Februar, mit dem Eröffnungsgottesdienst um 10 Uhr

 

Messer, Gabel, Heimat, Licht. Unter diesem Motto steht die 19. Auflage der Wasseralfinger Vesperkirche. Von Sonntag, 1. Februar, bis 1. März, sind die Tische in der Magdalenenkirche wieder täglich gut gedeckt. Neu ist: An drei Tagen die Woche gibt’s kein Schweinefleisch.

 

Ulrike Schneider

 

Aalen-Wasseralfingen. Während dieser Tage die erste Vesperkirche außerhalb Baden-Württembergs – nämlich im bayerischen Schweinfurt – eröffnet hat, geht die Wasseralfinger Vesperkirche bereits in die 19. Runde. Auch diese Auflage ist erneut von viel Engagement getragen. Im Vorfeld – wie während der vier Wochen, in denen unter der Kanzel der Magdalenenkirche gemeinsam gegessen, geredet und gebetet wird.Vieles hat sich in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten bewährt. Etwa die Kurzandachten mit einem Lied, einem Bibeltext und einem Gebet. Die Gespräche über die Tische hinweg, zwischen Menschen, die sich in einer bunten Gemeinschaft begegnen wollen, die sich ein warmes Essen kaum leisten können und die aus fremden Ländern kommen und eine freundliche Aufnahme brauchen. Gerade den Flüchtlingen will sich das Vesperkirchenteam um Pfarrerin Ursula Richter, Diakon Jörg Dolmetsch und Mitorganisatorin Ute Küstner besonders annehmen. Deshalb gibt es erstmals montags, mittwochs und freitags kein Schweinefleisch zu essen. Und deshalb ist das Vesperkirchenmotto „Messer, Gabel, Schere, Licht“ bewusst abgewandelt. Mit Heimat soll ein Zeichen gesetzt werden. Vesperkirche soll für Flüchtlinge und Menschen am Rand der Gesellschaft Heimat werden und als Symbol fürs Brücken bauen stehen.

Dass die Vesperkirche verbindet, dafür stehen auch die 30 Schülerinnen und Schüler der Karl-Keßler-Schule. In einem Sozialprojekt engagieren sie sich während der vier Wochen täglich, sagt deren Lehrer Gerhard Dorn: etwa bei den Essensausgaben, bei den Andachten oder hinter den Kulissen.

Rund um die Vesperkirche

Eröffnung mit einem Gottesdienst am Sonntag, 1. Februar, 10 Uhr;

Andacht und Essensausgabe täglich von 11.30 bis 13.30 Uhr;

Kosten pro Mahlzeit 1,50 Euro (der Einkaufspreis beträgt 4,50 Euro).

 

Spenden an die evangelische Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen, IBAN: DE 66 6149 0150 0382 7000 07;

BIC: GENODES1AAV, VR-Bank Aalen.

© Schwäbische Post 27.01.2015

Die Künstlerin Martina Ebel vor ihrer Installation am Kreisel vor der Löwenbrauerei. Die verfremdete Laterne ist noch nicht ganz fertig. (Foto: opo)

Kreisel künstlerisch verfremden

 

Die Aalener Künstlerin Martina Ebel bereichert Vesperkirchenzeit mit einer Kunst-Installation

 

Fast könnte man sagen: Dieser Kreisel gehört der Kunst – und die Kunst zur Vesperkirche. Zumindest, wenn Martina Ebel ihre Installationen fertigt. Dem „himmlisch guten Zelt“, das vor fünf Jahren den Kreisel in der Bahnhofstraße zierte, folgt in diesem Jahr die Ebel’sche Laterne. Diese war in anderem Zusammenhang bereits bei den Reichsstädter Tagen zu sehen.

 

Sibylle Schwenk

 

Aalen. An der Ortsgrenze zu Wasseralfingen, an der Löwenbrauerei, sollen wenig später Teller in luftiger Höhe schwingen. Sie sollen im Wind tanzen und abends ein interessantes Schauspiel mit dem Licht der Straßenlaterne geben, auf deren Sockel sie auf Fiberglasstäben aufgeschraubt sind. Martina Ebel, die immer wieder durch Kunstaktionen im öffentlichen Raum auf sich aufmerksam macht, hat an diesem Vormittag eine leuchtend rote Verkehrsweste an. Ausnahmsweise darf sie für die Zeit, in der die Männer vom Bauhof sich mit schwerem Gerät an die Arbeit machen, auf dem Kreisel parken. Ebel: „Eigentlich brauchen mich die Mitarbeiter nicht, sie wissen genau, was zu tun ist.“

Nach fünfjähriger Pause mischt sich ihre Kunst wieder in die besondere Zeit der Vesperkirche ein. Ohne sich mit Pfarrerin Ursula Richter abgesprochen zu haben, trifft die Laternen-Installation mit den schwingenden Tellern genau das Motto der Vesperkirche, das in diesem Jahr „Messer, Gabel, Heimat, Licht“ heißt. „Der Kreisel“, so erzählt Martina Ebel, „ist ein zugiger und unwirtlicher Ort, ein Übergang von Aalen nach Wasseralfingen, Richtung Vesperkirche.“ Der Fadenvorhang, der sich von der Laterne ergießt, sei sonst für den Innenraum gedacht und ist nun Wind und Wetter ausgesetzt, völlig ungeschützt. „Die Schutzlosigkeit, die Umkehr von außen und innen, die ja auch viele Obdachlose und somit Vesperkirchenbesucher betrifft, will ich damit ausdrücken“, sagt die Künstlerin. Die auf Stäben angebrachten Teller und Schüsseln aus Edelstahl deuteten wiederum auf das fast akrobatische und heitere Treiben beim Essen in der Vesperkirche.

 

Stadtmobiliar so verfremden, dass es zum Gespräch anregt

Es ist dies die vierte Kunstaktion, die Martina Ebel zu dieser Zeit installiert. Auf die Rikscha-Aktion folgten die „Ruheliegen“, dann das „himmlische Zelt“ und jetzt die Straßenlaterne. „Ich will damit zum Stadtgespräch anregen“, meint Martina Ebel. Die Reaktionen der Menschen seien ihr sehr wichtig. Doch warum in diesem Jahr gerade eine Laterne? „Es macht mir Spaß, Stadtmobiliar, also Dinge, die man täglich sieht, zu verfremden und in einen ganz anderen Zusammenhang zu stellen.“ Das tat sie bereits bei den Reichsstädter Tagen, als sie unter die Lampe ein Bett stellte und damit ebenso die Intimität des Inneren nach außen kehrte. Jetzt also ein Blickfang auf dem Kreisel. Er lässt kurz innehalten im geschäftigen Verkehr, er lässt nachdenken über das, was ein paar hundert Meter weiter in einem unglaublich großen, ehrenamtlichen Engagement passiert und er regt an zum Gespräch.

© Schwäbische Post 27.01.2015 20:13:00

 

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© Schwäbische Post 23.01.2015

Umweltengagement fürs Hier und Jetzt vor allem aber auch für die Menschen am andern Ende der Welt und für die nächsten Generationen. Im Bild (v. li.) Elsbeth Krauß, Pfarrerin Florentine Arshadi, Diakonin Helga Baur, Brigitte Kapp, Matthias Törner, Bernd Jung und Wilhelm Stippich. (Foto: opo)

Ein Gockel, Landraub und das Bodenpersonal

Pfarrerin Florentine Arshadi erzählt im Interview über die nachhaltige Arbeit in der Kirchengemeinde für die Umwelt

Kirche und Umwelt. Das geht seit Jahren zusammen. Die Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen ist bereits zum vierten Mal ausgezeichnet worden. Und ist damit eine der wenigen in der Landeskirche, die sich schon so lange für die Umwelt einsetzt. Ulrike Schneider hat mit Pfarrerin Florentine Arshadi gesprochen.

Das Umweltteam Ihrer Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen hat sich jetzt in einem Gottesdienst eines wichtigen Themas angenommen?

Arshadi: Ja. In unserem Gottesdienst ging es um das Thema Langrabbing, um Landraub. Heute leben etwa 7,1 Milliarden Menschen auf der Erde. Laut Prognosen sind es 2050 neun Milliarden – die alle ernährt werden müssen. Aber die Anbauflächen für Nahrungsmittel sind gefährdet. Denn mit Agrarflächen wird spekuliert. Investoren kaufen weltweit riesige Areale mit dem Ziel: hohe Renditen. Im Trend liegen dabei der Anbau von immer mehr Futtermitteln und Energiepflanzen. Man versucht, sich von fossilen Rohstoffen wie Kohle und Öl unabhängig zu machen durch Anbau von Mais für Biosprit oder Soja als Futtermittel in der Viehzucht.

Können Sie uns ein Beispiel geben, wie viel Land da geraubt wird?

Ja, innerhalb von nur einem Dreiviertel Jahr wurde 2009, laut Bericht der Weltbank, bereits eine Fläche von 47 Millionen Hektar Land verhandelt. Damit man sich diese Zahl vorstellen kann: Das ist eine Fläche, die größer ist als Deutschland und Österreich zusammen.

Welche Auswirkungen hat dieses Phänomen des Landgrabbings ?

Zum einen ist die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in den vom Landraub betroffenen Länder – dreiviertel davon liegen übrigens in Afrika – gefährdet und auch die Gesundheit dort von Mensch und Natur. Auch hier ein Beispiel. Im Osten Paraguays standen Mitte des 20. Jahrhunderts noch acht Millionen Hektar für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung; heute sind es nicht einmal mehr eine Million. Die Folgen von Landraub sind überall ähnlich: Monokulturen, der Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden führen zu Bodenerosion, vergiften die Umwelt. Der Bevölkerung wird ihr Grund und Boden als agrarische Anbaufläche genommen. Ein ungleicher Kampf zwischen global vernetzten, profitorientierten, oft skrupellosen Konzernen und der einheimischen dörflichen Bevölkerung.

Aber warum beschäftigen Sie sich mit diesem Thema in einem Gottesdienst?

Weil wir mit unserem Ernährungs- und Lebensstil an diesem globalen Megatrend teilhaben. Auch als Christinnen und Christen, als Kirche in dieser westlichen Gesellschaft. Ich nenne das gerne strukturelle Sünde. Natürlich möchte keiner willentlich auf Kosten des fernen Nächsten leben. Aber allein durch unsere hohe Mobilität sowie unseren Ernährungsstil mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Fleisch und tierischen Eiweißen – dazu gehört also auch unser Verbrauch an Milch, Käse, Eiern – unterstützen wir diese Spirale.

Das klingt nach „schwerem“ Thema.

Gewiss kein Thema, mit dem man sich besonders beliebt macht. Wer seinen Teil zu mehr Gerechtigkeit und Frieden beitragen möchte, muss die gute alte „Politik mit dem Einkaufskorb“ machen: Fair gehandelte Waren kaufen. Wenig Fleisch und tierisches Eiweiß konsumieren. Die Mobilität umstellen; etwa laufen. Also im Prinzip alles, was wir schon wissen. Mühsame kleine Schritte eben.

Woher nehmen Sie als Umweltteam die Motivation, sich dem Thema zu stellen?

Für mich persönlich und ich denke, da spreche ich für mein ganzes Umweltteam, ist es das Wissen, dass Achtung meines Mitmenschen zum Glauben dazugehört. Er oder sie ist mir von Gott zur Seite gestellt. Mehr noch: Jesus hat einmal gesagt: „Alles, was ihr meinem Bruder oder meiner Schwester getan habt, das habt ihr mir getan.“ Das gilt eben auch für mein menschliches Geschwisterteil, das Tausende von Kilometern auf der anderen Seite dieser Erde lebt und das ich nie kennenlernen werde.

Gilt diese Nächstenliebe nur den Mitmenschen?

Nein. Auch die ökologische Nächstenliebe ist Thema in unserem Team. Wir haben von Gott den Auftrag, seine gute Schöpfung zu bewahren. Und diese Schöpfung „ächzt und stöhnt“ (Römer 8,22) und wartet laut Apostel Paulus ebenfalls darauf, erlöst und gerettet zu werden. Die Erlösung ist Gottes Sache; aber uns engagieren für deren Pflege ist ebenfalls uns als Bodenpersonal Gottes aufgegeben.

Und wie sieht diese Umweltpflege konkret in der Kirchengemeinde aus?

Die Gemeinde hat etwa 2001 mit der Installation eines Umweltteams begonnen. Die erste Phase war anstrengend. Denn vieles, was wir machen, ist mühsames Klein-Klein. Unspektakulär. Und läuft eher unsichtbar im Hintergrund: Zählerstände erfassen. Verbrauchte Papiermengen notieren. Reinigungsmittel, die in unseren sieben Immobilien verwendet werden, auf deren Inhaltsstoffe und Umweltverträglichkeit überprüfen. Ich gebe zu: viel Geschäft. Da braucht es einen langen Atem. Alle mussten mitziehen. Inzwischen ist vieles einfacher.

Das heißt?

Wir haben eine gute Basis, auf der wir aufbauen können. Das Argument, das sich Umweltarbeit auch in barer Münze auszahlt, tut sein übriges: Tausende von Euro an Wasser- und Heizkosten einsparen können, sind ja keine Peanuts.

Und jenseits dessen, was gespart wird?

Wir freuen uns daran, dass wir nachweisen können, wie stark unser Papier-, Wasser- und Stromverbrauch zurückgegangen ist. Das kann man übrigens alles in unserem Umweltprogramm nachlesen. Diese Erklärung wird alle vier Jahre aktualisiert und enthält auch das Programm für die nächste Periode. Zu letzterem gehören nicht nur Zähler ablesen, sondern auch so schöne Dinge wie der Bau eines Insektenhotels, eine gemeinsame Führung für Groß und Klein durch den örtlichen Naturschutzwart am Kocher oder ein Gemeindeausflug per Bahn nach dem Gottesdienst am „Tag der Schöpfung“ zum Haus des Waldes.

Ich höre heraus, dass Umweltarbeit doch auch Spaß machen kann.

Aber klar. Ich finde unser Umweltteam klasse: Momentan ein engagierter Trupp von acht Personen – im Alter von Ende 30 bis Ende 70. Wir sind natürlich stolz, dass wir seit unserem ersten Umweltaudit 2003 nun zum vierten Mal – diesmal durch Helga Baur, der landeskirchlichen Referentin für Umweltarbeit – unsere Urkunden entgegennehmen konnten. Wir haben sozusagen den „grünen Tüv“ bestanden und die Urkunde für den Grünen Gockel der Landeskirche und die Emas-Urkunde erhalten.

© Aalener Nachrichten 05.01.2015

Während eines zentralen Gottesdienstes in der Hüttlinger Versöhnungskirche entzündete Pfarrerin Ursula Richter nicht nur für die verfolgten Christen in aller Welt, sondern auch für die Moslems friedfertigen Glaubens eine Kerze. (Foto: Volckart)

Mutig im Alltag den Glauben bekennen

Zentraler Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen

 

Hüttlingen sz In einem zentralen Gottesdienst hat die evangelische Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen in der Hüttlinger Versöhnungskirche der bedrängten und verfolgten Christen in aller Welt, besonders aber in Vorder- und Zentralasien sowie in Zentralafrika gedacht. Ebenso forderte Pfarrerin Ursula Richter in ihrer Predigt dazu auf, sowohl mutig im Alltag den Glauben zu bezeugen als auch Menschen anderen Glaubens in Deutschland mit Respekt und Toleranz zu begegnen.

 

Christen gehören zu den am meisten verfolgten Religionen auf der Welt, stellte Richter in ihrer Predigt in der gut besuchten Versöhnungskirche fest, trotzdem und gerade deshalb sei man dazu aufgerufen, ohne Angst seinen Glauben zu bekennen. So wie das einst die ersten christlichen Gemeinden taten und es noch heute die Christen in Syrien, Mesopotamien, Zentralasien oder Zentralafrika tun.

 

Ganz besonders im Irak, im urchristlichen und biblischen Zweistromland, haben sie unter Verfolgung und Widerstand zu leiden. „Das jedoch hat uns in unserem Glauben gestärkt“, bekräftigte ein Priester aus dem Irak vor kurzem in einer Predigt in Hamburg. Dieselben Erfahrungen machten der Apostel Paulus in Kleinasien oder die Nazarener im Irak.

 

Mutig forderte Jordaniens Königin Rania in einer Ansprache von ihren Landsleuten: „Wir brauchen einen toleranten Islam.“ Und mit dieser Einstellung forderte Richter auch von den Gottesdienstbesuchern, im Alltag mutig den eigenen Glauben zu bezeugen – so wie sie nicht nur für die verfolgten Christen in aller Welt, sondern auch für die friedlichen Anhänger Mohameds am Altar der Versöhnungskirche eine Kerze entzündete.